Beim 99. Deutschen Katholikentag 2014 in Regensburg wurde der SET-FREE e.V. für sein Engagement in der JVA Straubing mit dem Aggiornamento Preis ausgezeichnet.
Von links nach rechts: Bundestagsvizepräsident Johannes Singhammer, Angelika Lang (Kriminologin, Dipl. Sozialpädagogin, erste Vorsitzende des SET-FREE e.V.), Conny Schöllkopf (Erzieherin, stellvertretende Vorsitzende), Wolfgang (Entlassener aus der JVA Straubing), Edith Schmid (Ehrenamtliche des SET-FREE e.V.), Günter (Entlassener aus der JVA Straubing)
Angelika Lang, erste Vorsitzende des Vereins, nahm am Samstag den mit 3000 Euro dotierten Aggiornamento-Preis von Bundestagsvizepräsident Johannes Singhammer entgegen. Der vom Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) gestiftete Preis zeichnet Initiativen aus, die einen Bezug zum Leitwort des Katholikentags aufweisen oder sich mit drängenden gesellschaftspolitischen Fragen beschäftigen. “Mit Christus Brücken bauen”, so lautete das Motto des diesjährigen Katholikentages. Mit der Auszeichnung des SET-FREE e.V. wurde die Notwendigkeit von Brücken zwischen Strafvollzug und Gesellschaft betont, die mit ausschlaggebend dafür sind, ob eine Wiedereingliederung von Straftätern gelingen kann.
Besonders erwähnenswert ist, dass die Initiative für diese Auszeichnung von Gefangenen der JVA Straubing, einem bayrischen Hochsicherheitsgefängnis, ausging, die seit Jahren vom Engagement der ehrenamtlichen Mitarbeiter profitieren und damit ihre Dankbarkeit ausdrücken wollten. Ein schönes Zeichen für den Verein.
Seit 2008 trägt der SET-FREE e.V. dort personell und finanziell ein Gefängnisprojekt, bestehend aus Gruppenarbeit, Einzelbegleitung und Unterstützung bei und nach der Haftentlassung. Die Besonderheit der Arbeit besteht darin, dass Straftäter, die Zuverlässigkeit und solidarisches Verhalten unter Beweis gestellt haben, Verantwortung im Projekt übernehmen und sich für Mitgefangene engagieren. Für ihre Aufgabe werden sie geschult. Dieses Engagement der Inhaftierten soll pro-soziales Verhalten fördern und stellt eine Form der Wiedergutmachung dar. Der Verein wirbt zudem viele ehrenamtliche Mitarbeiter an, die sich während und nach der Haft um die Inhaftierten bemühen und versucht so, die Gesellschaft soweit wie möglich in den Prozess der Resozialisierung mit einzubinden (siehe dazu auch Projekt Straubing).
Auf einer Aktionsbühne und am Stand, den SET-FREE beim Katholikentag anbot, wurde sichtbar, dass dieses Engagement auch Früchte trägt. Es waren u. a. zwei ehemalige Straubinger anwesend, die eine sehr lange Haftstrafe verbüßten. Wolfgang, einer der beiden, lebt heute in Berlin und wurde von einem in der Straffälligenhilfe engagierten Polizeibeamten bei seinen ersten Schritten in eine neue Zukunft begleitet. Der SET-FREE e.V. vermittelte ihm diese Kontakte. Wolfgang zählt heute drei Polizeibeamte zu seinem Freundeskreis.